Wo Schwein Schwein hat: Prima Porca

Ein Ferkel, das auf einem der Bauernhöfe von Prima Porca das Licht der Welt erblickt, darf sich wahrlich ein Glücksschwein nennen. Unter der Obhut von engagierten Demeter-Bauern führen die Rüsseltiere ein absolut artgerechtes Leben. Sie bleiben nach der Geburt bis zum Absetzen bei ihrer Mutter, welche sich frei bewegen kann. Gemeinsam genießen die Grunzer Weidegang und den für die Rottentiere so wichtigen Sozialkontakt. Im Freilandgehege gibt es nur einige Unterstellhütten, ansonsten spielt sich das Schweineleben unter freiem Himmel ab. Da verwundert es nicht, dass sich bei Prima Porca nur Tiere alter Rassen auf der Weide tummeln. Moderne Hochleistungsschweine überstehen diese Form der Robusthaltung nicht.
Sie sehen in ihrem kurzen Leben nur Ställe, von diesen jedoch bis zu fünf unterschiedliche, da Geburt, Aufzucht, Mast etc. in verschiedenen Betrieben stattfinden. Großer Stress für die empfindsamen Familientiere! Die glücklichen Ringelschwanzträger von Prima Porca bleiben von der Geburt bis zur Schlachtreife auf ein und demselben Hof. Und Ihr Leben dort dürfen sie dann auch noch ausführlich genießen, denn geschlachtet wird erst mit 1,5 Jahren statt der üblichen 9 Monate.

Bei Prima Porca hat man es sich zur Aufgabe gemacht, die vom Aussterben bedrohten alten Hausschweinrassen zu erhalten. Ihr Verschwinden ist der Gier des Menschen nach artuntypisch magerem Schweinefleisch geschuldet. Zu fett sind die traditionellen Rassen für den heutigen Geschmack, zu langsam ihr Wachstum in Zeiten der industriellen Schnellmast.

Glücklicherweise haben einige Sturköpfe von Bauern den traditionellen, regionalen Rüsseltierrassen die Treue gehalten.
Wühlen, Suhlen, Fressen, Nestbau… die Tage der Prima Porca Schweine sind abwechslungsreich und sauschön. Und wenn der letzte, der Schlachttag, gekommen ist, werden die Tiere so schonend wie möglich ins Jenseits befördert. Das geschieht in einem kleinen Schlachtbetrieb, ohne Hektik.

Die Verwandlung in edle Wurst- und Schinkenspezialitäten vollzieht sich in der Klostermetzgerei Plankstetten, wo Metzgermeister Maximilian Fertl sein ganzes Können walten lässt. Was hier entsteht, kann sich wirklich sehen und schmecken lassen.
Schinken und Speck, Salami und Rillettes, Pastete und Schmalz – das Sortiment ist mittlerweile recht umfangreich und von außergewöhnlicher Qualität.
Köstlich ist zum Beispiel die Cacciatore, eine salamiähnliche Hartwurst, die wie ihr Name verrät früher vom Waidmann mit auf die Pirsch genommen wurde. Eine kleine Wurst mit großer Tradition.
Einer meiner Favoriten ist Rillettes: Im eigenen Schmalz zart gekochtes Fleisch vom Weideschwein. Saftig und würzig und deftig, richtig Klasse auf einem kräftigen Roggenbrot! Ursprünglich stammt Rillettes aus der Loire-Gegend, wo findige Mönche diese Delikatesse kreierten.
Und bei den Schinken kann ich mich nie so recht für einen Liebling entscheiden. Ob Vinzenca, geräuchert und mit Kräutern gewürzt oder luftgetrockneter Altmühltaler Schinken oder italienische Coppa aus dem Schweinenacken. Sie sind alle ein Gedicht!

Auf der Prima Porca Homepage kann man bequem bestellen und bekommt die Delikatessen direkt nach Hause geliefert.

Es empfiehlt sich also, dem Motto der Slow Food – Bewegung zu folgen: Essen was man schützen will.
Denn nur, wenn diese alten Haustierrassen wieder eine Existenzberechtigung durch ihre Verarbeitung bekommen, werden sie auch in Zukunft über die Weiden galoppieren und richtige Glücksschweine sein.
Und unter Umständen werden die Gene dieser alten Rassen für uns in der Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen. Die klimatischen und sonstigen Veränderungen der Erden, stellen ganz neue Herausforderungen an die Landwirtschaft. Alte Pflanzensorten und Tierrassen weisen oft bestimmte Merkmale auf, die der veränderten Umwelt besser begegnen können als hochgezüchtete, moderne Varianten.

Artenschutz und Zukunftssicherung in einer Wurst! Besser geht’s kaum!

Über stefanie

Geboren 1976 in Offenburg. Grundschulzeit und Gymnasialzeit in Offenburg. Nach dem Abitur ein Jahr Arbeit in einem Museum für experimentelle Archäologie. Studium der Ethnologie/Ur-und Frühgeschichte/Soziologie an LMU München, Fu/HU Berlin. Feldforschung im französischen Jura mit einem fahrenden Lebensmittelhändler. Abschluss des Studiums als Magistra artium. Während des Studiums Nebentätigkeit als Verkäuferin bei Manufactum Brot&Butter. Später Produktmanagerin für den Food-Bereich im gleichen Unternehmen. Seit 2007 freie Journalistin und Foodscout.
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