Kochen im Fieberwahn: Wehret den Viren!

Jaja, ich hätte es wissen sollen. Kaum hatte ich stolz verkündet seit Übernahme meines Hundes und des damit einhergehenden reichlichen Aufenthalts an der frischen Luft ein viel besseres Immunsystem zu haben, hat mich auch schon ein heftiger Infekt niedergestreckt!
Schnief, keuch, hust… so macht der wunderweiße Winteranfang keinen Spaß. Höchste Zeit, den miesen, fiesen Viren mit einer entsprechend ansprechend gestalteten Medizin entgegenzuwirken. Jewish Penicillin (= jüdisches Penicillin) heißt die Zauberwaffe im amerikanischen Volksmund. Hinter dem medizinal verbrämten Begriff verbirgt sich die gute alte Hühnersuppe.
Wahrhaft antibiotische Wirkung hat die nicht, aber es dürfte bekannt sein, dass die Penicillinkeule gegen Viren ohnehin sinnlos ist. Hühnersuppe hingegen scheint tatsächlich positive Auswirkungen auf den Gesundheitszustand zu haben.

Zunächst einmal wärmt so eine kräftige Brühe richtig gut durch. Das ist auch der Traditionellen Chinesischen Medizin seit Jahrtausenden bekannt. Hühnergerichten wird per se eine wärmende Wirkung auf den Organismus zugeschrieben. Darüber hinaus soll eine gute Hühnerbrühe das Qi (= die Energie) nähren und Kraft nach Krankheit oder Geburt geben. Es wird empfohlen, ein Stück Ingwer in der Brühe mitzukochen. Der soll das Ganze noch steigern!
Klar ist, Hühnersuppe ist leicht und bekömmlich. Die kann man auch im Fieberwahn schlürfen.

Was war ich glücklich, dass ich alle notwendigen Zutaten im Haus bzw. der Kühltruhe hatte, als ich vor einigen Tagen vom Bett in die Küche geschlurft bin, um mich selbst mit einer kräftigen Suppe zu kurieren. Noch glücklichere Seuchenvögel haben vielleicht auch liebevolle PartnerInnnen zur Seite, die die Arbeit abnehmen. Doch selbst mit 38,5 ° Fieber kann man sich recht leicht eine anständige Brühe zubereiten. Und so geht es:

Zutaten

1 Suppenhuhn (vorzugsweise Bio)
1 Stück Ingwer (walnussgroß)
3 Möhren
1 großes Stück Knollensellerie
1 Stange Lauch
1 Lorbeerblatt
Salz

Zunächst aufstehen, Morgenmantel anziehen, Schal um den Hals, dicke Socken an die Füße und Mütze auf!! Dergestalt gewandet begeben wir uns in die Küche und nehmen das gefrorenen Suppenhuhn aus der Tiefkühlung. Im Gemüsefach fischen wir nach den übrigen Zutaten und mit etwas Glück finden wir im Gewürzregal das Lorbeerblatt.

Unseren Gliederschmerzen zum Trotz wuchten wir den größten unserer Kochtöpfe auf den Herd. In dem versenken wir als erstes das Huhn. Achtung bei Fieber: Plastikfolie vorher runter vom Geflügel!
Jetzt wird es ein bisschen anspruchsvoll. Wir schälen das Stück Knollensellerie und schneiden es in grobe Würfel. Ebenso verfahren wir mit den Möhren und dem Lauch. Falls wir starke Medikamente genommen haben ist das nicht ganz ungefährlich, daher: Volle Konzentration!!
Das Stück Ingwer wird in vier Teile geschnitten und zum Huhn und dem Gemüse in den Topf gegeben.
Jetzt nur noch Wasser drauf. Herd anstellen – und zwar die richtige Platte – und den Küchenwecker auf 60 Minuten stellen. Dann schnell wieder ins Bett kriechen.

Eine Stunde später reißt uns das Klingeln des Küchenweckers aus den wirren Fieberträumen. Wir schleppen uns kurz in die Küche und geben eine ordentliche Portion Salz in den Topf. Außerdem drehen wir die Flamme runter, so dass die Brühe nicht mehr sprudelnd, sondern blubbernd kocht. Sollte schon viel Flüssigkeit verdampft sein, gießen wir Wasser nach. Und wieder ab ins Bett.

Wenn wir das nächste Mal aufwachen – und das sollte nicht vor etwa zwei Stunden sein, darf aber gerne länger dauern – ist die Brühe fertig.
Wir gießen sie durch ein Haarsieb in einen anderen Topf um. Sollten wir entsprechend erholt sein, schnippeln wir frisches Gemüse klein (Möhren, Staudensellerie, Pastinake/Petersilienwurzel) und geben es dazu. Das Ganze lassen wir bei kleiner Flamme ziehen. Mit TK-Erbsen setzen wir grüne Farbakzente, die lassen die Suppe noch frischer aussehen.
In einem anderen Topf kochen wir Suppennudeln oder Reis. Wenn diese gar sind, geben wir sie zur Brühe. Mit einer großen Schale davon begeben wir uns zurück ins Bett und löffeln selig vor uns hin. Dank des warmen Bauchgefühls schlafen wir gleich wieder wunderbar ein, sobald die Suppe ausgelöffelt ist.

Ich persönlich liebe es, mir frischen Meerrettich in meine Schale zu geben. Das würzt zusätzlich, gibt eine scharfe Note und pustet die verstopfte Nase frei!

In diesem Sinne: Gute Besserung und guten Appetit!

Über stefanie

Geboren 1976 in Offenburg. Grundschulzeit und Gymnasialzeit in Offenburg. Nach dem Abitur ein Jahr Arbeit in einem Museum für experimentelle Archäologie. Studium der Ethnologie/Ur-und Frühgeschichte/Soziologie an LMU München, Fu/HU Berlin. Feldforschung im französischen Jura mit einem fahrenden Lebensmittelhändler. Abschluss des Studiums als Magistra artium. Während des Studiums Nebentätigkeit als Verkäuferin bei Manufactum Brot&Butter. Später Produktmanagerin für den Food-Bereich im gleichen Unternehmen. Seit 2007 freie Journalistin und Foodscout.
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